Freitag, 9. September 2016

Rezension: Will & Will




Titel: »Will & Will« von John Green und David Levithan (erschienen im cbt-Verlag)

Preis: 8,99€ (Taschenbuch)

Seitenzahl: 378

Bewertung: 3/5

Klappentext: Sie heißen beide Will Grayson, wohnen beide in Chicago, sind beide siebzehn und tragen neben demselben Namen und demselben Alter dasselbe Problem mit sich herum: Aus lauter Angst, das Ding mit der Liebe zu versammeln, lassen sie sich auch Romantisches gar nicht erst ein. Der eine Will zögert seit Wochen, sich selbst das einzugestehen, für alle anderen offensichtlich ist: dass er nämlich bis über beide Ohren in seine wunderbare Mitschülerin Jane verliebt ist. Der andere Will flüchtet sich lieber in eine dubiose Online-Beziehung zu einem gewissen Isaac, anstatt sich im real life vor seinen Freunden zu outen. Doch alles ändert sich, als Will & Will eines Abends ganz zufällig aufeinandertreffen …


Meinung:

Da der Klappentext die Handlung schon so ziemlich auf den Punkt bringt, will ich dazu eigentlich gar nicht mehr sonderlich viel ergänzen. Das Buch beginnt damit, dass wir in das Leben der beiden Will Graysons hineinschauen. Der eine von ihnen ist depressiv, leidet unter der schlechten finanziellen Situation seiner Mutter, hat wenige Freunde und das einzige, was seinem Leben wirklich eine Bedeutung zu verleihen scheint, ist seine Beziehung zu Isaac.
Der andere Will Grayson wirkt zunächst wie ein durchschnittlicher Jugendlicher, mit einem eher ereignislosen Leben. Das aufregendste an ihm ist sein bester Freund Tiny Cooper, der laut, aufbrausend und sehr extrovertiert ist und gerade ein Musical über sein Outing als Homosexueller plant.

Die Kapitel des Buches sind immer abwechselnd aus der Sicht der beiden Wills geschrieben.

So plätschert die Handlung anfangs erstmal dahin, es passieren keine wirklich großartigen Dinge und man hat das Gefühl man liest hier eigentlich nur ein Buch über den Alltag zweier Teenager. Bei den Kapiteln die von John Green geschrieben wurden, stolpert man typischerweise hier und da mal wieder über einen kleinen Witz, aber abgesehen davon ist der Einstieg in das Buch wirklich sehr eintönig.

Worüber ich mich allerdings sehr gefreut habe, sind die Charaktere. Sie sind allesamt sehr originell und sympathisch - man hat nicht das Gefühl, es sei allzu inszeniert und klischeebehaftet, ich könnte mir vorstellen all diese Personen tatsächlich an irgendeiner Schule vorzufinden.
Dazu kommt natürlich noch das Offensichtliche. Es werden zahlreiche Themen und Probleme behandelt, mit denen nicht nur Jugendliche sondern meines Erachtens nach auch Erwachsene jeder Altersklasse etwas anfangen können. Will’s Depressionen beispielsweise wurden meiner Meinung nach von David Levithan sehr realistisch dargestellt (wobei ich dazu sagen muss, dass ich selbst nicht depressiv bin und die Auswirkungen dieser Krankheit nur bei anderen Menschen erlebt habe).


»ich hab am morgen meine pillen genommen, das schwör ich. aber es kommt mir so vor, als wären sie irgendwo im bein gelandet anstatt in meinem hirn. denn ich schaff es einfach nicht, glücklich zu sein.«


Dazu kommt die Lebenseinstellung des anderen Will, mit der sich wahrscheinlich viele sehr gut identifizieren können. Seine beiden wichtigsten Regeln besagen, dass er die Klappe halten muss und nichts an sich heranlassen darf. Nicht mal die Tatsache, dass er offensichtlich dabei ist, sich zu verlieben.
Die beiden Hauptcharaktere machen aber natürlich im Laufe der Handlung einen Wandel durch und entwickeln sich, das ist das eigentlich interessante.


»›Ich weiß, dass das beschissen ist, aber andererseits ist es auch gut.‹ Er sieht mich an, als hätte ich gerade was absolut Idiotisches gesagt, was natürlich stimmt. ›Dass Liebe und Wahrheit immer nah beieinander sind, meine ich. Das eine macht das andere möglich, findest du nicht?‹«


Damit will ich sagen, das Tolle an dem Buch ist definitiv nicht die Handlung, die hat mich ehrlich gesagt gar nicht überzeugt, aber die Charaktere gleichen das wieder aus. Man liest nicht weiter, weil man mitbekommen will, was nun noch passiert, sondern weil man unbedingt wissen möchte, was es noch alles über die Protagonisten zu erfahren gibt.

Dazu kommen ein paar Aussagen über Leben, Liebe und Erwachsenwerden, die besonders John Green typischerweise hier und da immer mal wieder fallen lässt und die den Leser wirklich zum nachdenken anregen. Das weiß ich an ihm als Autor auch sehr zu schätzen.



»Wenn man am Morgen aufwacht, schwingt man seine Beine aus dem Bett und stellt die Füße auf den Boden und steht einfach auf. Man rutscht nicht vorsichtig an die Bettkante und vergewissert sich erst mal, ob der Boden überhaupt noch da ist. Der Boden ist einfach immer da. Bis er auf einmal weg ist.«


Wirklich beeindruckt hat mich vor allem das Ende. Es war zwar ziemlich unrealistisch und überzogen, meiner Meinung nach, aber das passte letztendlich doch ganz gut in das Buch. Und es wurden auch einige Aussagen über Liebe und Homosexualität getroffen, die ich allgemein einfach sehr wichtig fand und die vielleicht dem einen oder anderen auch eine neuen Blickwinkel darauf ermöglichen könnten.

Also alles in allem ein gutes und lesenswertes Buch, mit tollen Charakteren und allgemein sehr interessanten Themen - nur die Handlung ist eben sehr mau.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen